Funk-Ausweis (SRC): Erfahrungen mit dem RYA-SRC Kurs (Update: 2.5.2017)

Als einer der wichtigen Hilfsmittel, aber auch als allgemeines Kommunikationsmittel zu See, dient der Seefunk. Um den Seefunk bedienen zu dürfen, bedarf es eines entsprechenden Fähigkeitsausweises.

Es gibt deren zwei:

  • SRC: Short Range Certificate
  • LRC: Long Range Certificate

Mit dem SRC-Ausweis darf man den mobilen Seefunkdienst auf UKW bedienen (dies sind die üblichen Funkgeräte auf den Booten wie auch entsprechende Handfunkgeräte). Will man zusätzlich auch noch Kurzwellen und Grenzwellen bedienen, muss man den LRC haben. Die Ausweise sind grundsätzlich international gültig. Je nach Skipperherkunftsland, können die Scheine auch von ausländischen Behörden/Stellen erworben werden.

Da ich den SRC besitzen wollte, hatte ich die Qual der Wahl, ob ich den Ausweis bei der BAKOM machen möchte oder alternativ beim RYA (Royal Yacht Association). Ich bin der Meinung, dass man die praktischen und theoretischen Grundlagen haben muss, aber nur der wirklich dazu notwendige Aufwand betrieben werden soll. Auch waren die Kosten natürlich ein Thema. Mein Ziel war auch, dies möglichst bald zu machen.

Für den Erwerb der Scheine müssen beim BAKOM wie auch beim RYA eine theoretische und praktische Prüfung abgelegt werden.

Zur Vorbereitung gibt es mehrere Varianten (können kombiniert werden):

  • Selbständige Vorbereitung mit Literatur
  • Besuch eines Kurses
  • Interaktive Lehrgänge

Mir haben folgende Grundlagen für die Entscheidung geholfen (es gibt davon natürlich zig Variationen und Anbieter):

SRC-BAKOM

  • Kurs beim CCS (Cruising Club Schweiz): ca. CHF 400 (7 Abende)
  • Kursmaterial: ca. CHF 200 (Theorie- und Übungsordner, CD mit Funkgerätsimulator)
  • Prüfungsgebühr BAKOM: CHF 295 (Prüfungsort: Biel)

Total: ca. CHF 900

RYA-SRC

  • 1-Tages Praxis- und Theorie-Kurs in Konstanz mit vorgängigem interaktivem Lehrgang (Sailing Circle): EUR 277
  • Direkt am Kurs anschliessende Prüfung (Theorie und Praxis): EUR 70

Total: EUR 347 (ca. CHF 380)

RYA-SRC

Ich habe mich dann aus Gründen der Zeit (1 Tag Aufwand, ca. 3h Aufwand als Vorbereitung) und Kosten entschieden, den RYA-SRC zu machen. Auch war der Kurs- und Prüfungstermin für mich ideal. Im Weiteren waren auch Berichte anderer Person von Hilfe, die die Praxisnähe des RYA-SRC hervorgehoben haben. Der RYA ist der Britische Dachverband für den Yachtsport. So ist auch aus meiner Sicht gegeben, dass was der Dachverband einer Segler-Nation, wie es die Briten sind, an Kursen und Scheinen anbietet, sicher den Anforderungen genügt.

Ich habe auch vorgängig direkt beim BAKOM abgeklärt, ob der Schein aus deren Sicht anerkannt wird. Dies wurde klar bejaht. Was natürlich nicht geht, ist, dass man dann den RYA-SRC Ausweis gegen einen SRC-BAKOM-Ausweis eintauscht.

Der Kurs fand letzten Sonntag in Konstanz statt und begann um 9.15. Der Kursinhalt sowie die Prüfung sind primär in englischer Sprache, wobei die Erklärungen jeweils auf Deutsch waren. Es macht deshalb sicher Sinn, etwas Englisch zu können. Das Englisch-Niveau der Teilnehmer war aber sehr unterschiedlich und auch für diejenigen ohne grosse Erfahrungen problemlos machbar. Der grösste Teil der 13 Teilnehmer waren Schweizer oder in der Schweiz wohnhafte Deutsche. Es gab jeweils für 2 Teilnehmer ein Schul-Funkgerät (Standard Horizon GX1500E). Jeweils 2 Geräte waren miteinander verbunden (es gab auch eine Gruppe mit 3 Teilnehmern mit einem Funkgerät). Der sehr erfahrene Kursleiter (Klaus Schneider – Gründer der Segelschule Sailing Circle) hat uns gut durch den Kurs geführt und uns all das notwendige Wissen beigebracht, das für den SRC und die Prüfung notwendig ist. Wir konnten auch genügend am Funkgerät üben. Der Kurs wurde am Mittag von einem gemeinsamen Mittagessen in einem nahegelegenen Restaurant unterbrochen.

Die Atmosphäre war sehr gut und unterhaltsam. Um etwa 16.30 kam der Prüfungsexperte, der dann die Prüfung abnahm.

Prüfung

Zu Beginn mussten wir zuerst unsere Formalitäten ausfüllen und ein Passfoto abgeben. Danach wurde die Prüfungsgebühr eingezogen (die Prüfungsgebühr wird direkt dem Experten bezahlt), wobei man die Wahl zur Barzahlung in EUR oder Kredit-Karten-Zahlung in GBP hat. Möchte man den Ausweis schneller erhalten (ca. 4-9 Werktage anstelle von 3 Wochen), kann man dies mit einer zusätzlichen Gebühr von EUR 20 machen.

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, verteilte der Experte die 2-seitige Prüfung. Auf der ersten Seite mussten mehrere Multiple-Choice Fragen beantwortet sowie ein MAYDAY Funkspruch in der richtigen Form notiert werden (inkl. richtige Meldungsart). Auch musste man schriftlich die Bedeutung eines Begriffs aus dem SRC-Jargon beschreiben. Auf der 1. Seite mussten mindestens 9 von 12 Punkte erreicht werden, wovon 6 beim Funkspruch zu holen sind (wobei ich nicht weiss, ob es dort Teilpunkte gibt). Somit ist ein richtiger Funkspruch sehr wichtig.

Auf der 2. Seite waren dann noch etliche Multiple-Choice Fragen mit jeweils 3 möglichen Antworten zu beantworten, wobei immer nur 1 richtig ist.

Die Theorie-Prüfung kann aus meiner Sicht problemlos nach der Vorbereitung und dem Praxis-Tag bestanden werden.

Nach der Theorie-Prüfung wurden wir dann in Gruppen von 4 bzw. 3 Prüflinge eingeteilt. Jede Gruppe wurde dann eine nach der anderen im Praktischen geprüft. Aus einer auf einem Zettel zugelosten Notsituationsbeschreibung, musste entsprechend der Situation die Alarmierungsart und der Funkspruch bestimmt werden. Man durfte diesen auf einem Notizzettel aufschreiben. Während dieser Vorbereitungszeit ging der Prüfungsexperte kurz bei jedem vorbei und besprach die bereits korrigierte Theorie-Prüfung (ich hatte alles richtig gelöst). Dann musste jeder einzelne die Notsituation beschreiben, die Alarmierung am Funkgerät auslösen und die Funkmeldung sprechen. Der Experte gab dann direkt Rückmeldung. Nachdem alle Teilnehmer der Gruppe damit durch waren, stellte der Experte einem nach dem anderen Fragen zum SRC-Thema. Nachdem alle Teilnehmer etwa 4-7 Fragen beantwortet hatten, teilte einem der Experte mit, ob man bestanden hat oder nicht. Soweit ich gesehen habe, haben alle Teilnehmer bestanden (nach mir kam noch eine 3er Gruppe, von denen ich die Resultate nicht kenne).

Das RYA-SRC Funkzeugnis wird dann per Post zugestellt.

Aus meiner Sicht habe ich genau dies erreicht, wofür ich den Kurs belegt habe. Mit dem erfolgreichen Abschluss fühle ich mich auch sicher genug, das Funkgerät nicht nur im Notfall, sondern auch für andere Kommunikationsarten, wie in der Marina oder mit anderen Seglern, zu verwenden.

Es lässt sich fragen, weshalb man die RYA-SRC-Prüfung nicht direkt in der Schweiz machen kann? Dies liegt scheinbar daran, dass das BAKOM es nicht duldet, dass andere Behörden in der Schweiz einen Schein ausstellen dürfen. Dies ist aus meiner Sicht ok, da die Prüfungen auch grenznah gemacht werden können. Die Deutschen haben es scheinbar aber viel schwieriger. Zwar kann RYA die Prüfung in Deutschland durchführen, nur ist der Schein für Deutsche Segler nicht gültig. Diese müssen eine Ergänzungsprüfung bei den Deutschen Behörden ablegen. Die Situation scheint recht verstrickt zu sein, u.a. auch weil man auf Deutschem Gebiet als Skipper einen SRC-Schein zwingend haben muss. So kann man als Schweizer mit einem RYA-SRC in Deutschland eine Yacht chartern, hingegen können Deutsche mit einem RYA-SRC in Deutschland aus rechtlicher Sicht keine Yacht chartern (wobei aber die Charter-Gesellschaften scheinbar dies trotzdem akzeptieren). Dies alles aber nur vom Hören-Sagen, ohne Anspruch auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit.

Update: 2.5.2017:

Der Ausweis ist nun nach etwas längerer Zeit angekommen. Da es länger als normal gedauert hat, habe ich von Sailing Circle eine temporäre Bestätigung erhalten, die so aussah:

Der Ausweis sieht so aus:

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3 Gedanken zu „Funk-Ausweis (SRC): Erfahrungen mit dem RYA-SRC Kurs (Update: 2.5.2017)

  1. Hallo Martin

    Gratulation zu deinem aufschlussreichen Artikel – auch ich stehe vor der Wahl die teure und aufwändige Schweizer Variante oder den RYA-Kurs zu machen.

    Was ich mich frage ist was es denn mit den Kurzwellen/Grenzwellen noch so auf sich hat – ich meine damit das LRC – Zertifikat … ich konnte kaum irgendwo finden ob das wirklich ein sinnvolles Zertifikat ist, mit anderen Worten wo kann das von Vorteil sein auf See? Bei RYA existiert sowas gar nicht … so wie ich das verstanden habe, kostet das beim BAKOM nochmals satte CHF 265.- (Zusatzprüfung?)… oder ist im LRC das SRC schon inbegriffen?

    1. Hallo Thom
      Da ich zur Zeit primär unterwegs bin, wo der SRC genügt, habe ich zur Zeit keine Pläne, auch den LRC zu machen. Aus meiner Sicht macht der LRC nur dann Sinn, wenn man Langstreckensegler ist (z.B. über den Atlantik segelt) und das entsprechende Gerät an Bord hat, was meistens nicht der Fall ist und kostspielig sein kann. Soweit ich aber gesehen habe, setzen die meisten für solche Situationen Satelliten-Telefone ein, was wahrscheinlich für mich auch die wahrscheinlichere Wahl wäre.
      Ich bin mir nicht sicher, ob der RYA auch den LRC anbietet, habe dazu keine Infos gefunden. Beim Bakom kann man den LRC direkt machen (und kann damit auch mit SRC funken, soweit ich verstanden habe), oder wie du schreibst, nach dem SRC den LRC machen, mit den entsprechenden Kostenfolgen.
      Ich weiss aber nicht, ob es geht, dass man zum RYA SRC den Ergänzungsschein Bakom LRC machen kann, oder ob man dann doch den vollen Bakom LRC machen muss.
      Falls du Interesse am Funken und an der Technik hast oder du grössere Reisen vorhast, ist der LRC sicher spannend. Ansonsten würde ich dir den SRC empfehlen.

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